© ZEIT.de, 10.05.2005
Trotz allen Enthusiasmus bewegen sich die Anbieter von Abandonware dennoch auf unsicherem Terrain. „Wir versuchen so nah wie möglich an der legalen Seite zu bleiben,“ beschreibt Kosta das Problem mit den Urheberrechten. Eine ausführliche Recherche soll garantieren, dass ein Spiel von keinem Händler mehr verkauft und auch von den Herstellern selbst nicht mehr angeboten wird. „Bisher scheint unsere Erforschung des Abandonware-Status der Spiele sorgfältig genug gewesen zu sein – bislang gab es keine Beschwerden,“ freut sich Kosta. Sollten doch noch welche kommen, so werden die Downloadlinks eben durch einen Verweis zum Hersteller oder Verkäufer ersetzt.
Nur wenige Softwareschmieden kümmern sich aktiv um ihre alten Klassiker. Doch manchmal werden sogar die Quellcodes für ehemals beliebte Spiele veröffentlicht. Damit wird es für andere Programmierer möglich, die grundlegenden Strukturen einer Software nachzuvollziehen und selbst Änderungen vorzunehmen. Ein Beispiel dafür sind etwa die ersten beiden Teile der (in Deutschland wegen seiner Brutalität indizierten) Doom-Reihe, um die sich inzwischen eine lebhafte Szene entwickelt hat, die immer neue Level programmiert oder die Grafik und die Spielsteuerung deutlich aufgefrischt und an aktuelle Standards angeglichen hat. Nun, auch solche Leute freuen sich über das Angebot von Abandonia.com.
Ein anderer Grund für den Hersteller, ein Spiel kostenlos ins Netz zu stellen, besteht in Marketingzwecken. Kurz nach der Veröffentlichung des jüngsten Teils seiner GTA-Serie im vergangenen Jahr ließ Rockstar Games die Meldung verbreiten, dass der zweite Teil nun auch kostenlos auf der Homepage zum Download bereitstehe. Für Kosta ist das nur konsequent: „Es hat mich immer etwas verwundert, warum diese Firmen keinen 'Schrein' für ihre überholten und alten Spiele haben. Sie würden kein Geld verlieren, wenn sie diese Spiele anböten, während es eine wirklich nette Geste in den Augen der Öffentlichkeit wäre.“
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Von den wenigen Ausnahmen abgesehen scheinen die Computerhersteller jedoch kein Interesse daran zu haben. Fragt man beim VUD, dem Verband der Unterhaltungssoftware Deutschland, in dem viele Spielehersteller vertreten sind, nach Abandonware, so erfährt man, dass das Thema bislang nicht behandelt wird. Für die Betreiber von Abandonware-Seiten ist das positiv, müssen sie sich doch so wenigstens keine Sorgen um Strafverfolgung machen.
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